Lettland ist uns um einiges voraus!

Geht es um kulturelle Zwischennutzung – und deren rechtlicher Rahmen – sind wir in Deutschland nicht sonderlich gut aufgestellt: viel Bürokratie, wenig Flexibilität und noch weniger Anreize für Eigentümer:innen führen dazu, dass die kulturelle Zwischennutzung in unserem Land massiv von der Freude an der Sache selbst angetrieben wird, sowohl auf der Eigentümer:innen- als auch auf der Nutzer:innen-Seite. 
 
Dies ist aber nicht überall so. Hier lohnt sich ein Blick gen Osten, genauer: nach Lettland.
Das baltische Land gilt als Hotspot der jungen Kreativwirtschaft. Auch die Tech-Start-Up-Szene findet an den Ufern der Ostsee eine Heimat. 
Blickt man auf die Kunstlandschaft und deren Förderung, besticht das Heimatland großer Künstler wie Mark Rothko durch innovative Ansätze, die auch weit in die Stadtentwicklung hineinreichen. 
Während in Deutschland die kostenlose Vergabe von Freiflächen im Falle einer Widmung als „Einzelhandel“ sogar zu steuerlichen Mehrkosten für die Eigentümer:innen führen kann, ist es in Lettland genau umgekehrt: hier erhalten jene steuerliche Vorteile, die ihre Freiflächen temporär und kostenfrei der Gemeinschaft überlassen. 

Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, einmal einen genaueren Blick nach Lettland, genauer nach Riga und deren dortige Zwischennutzungsprojekte zu werfen. 
Herausgestochen ist dabei das Projekt „Free Riga“, das sich als transformative Plattform für eine künstlerisch geprägte Stadtentwicklung versteht. 

Free Riga: Kulturelle Transformation durch Gemeinschaft und Innovation
 
In einer Welt, in der Städte ständig im Wandel sind und sich an die Bedürfnisse ihrer Bürger:innen anpassen müssen, entsteht oft eine ganz besondere Art von Magie in den verlassenen und vergessenen Ecken. Diese Magie kann nur entfaltet werden, wenn Menschen mit einer Leidenschaft für Kultur und soziale Innovation zusammenkommen. Genau das ist das Herzstück von „Free Riga“, einer gemeinnützigen Organisation, die seit 2013 das Gesicht der lettischen Hauptstadt Riga verändern möchte.
 
Ein Raum für Kreativität und soziale Veränderung
 
„Free Riga“ ist weit mehr als nur eine Organisation. Sie ist eine Plattform, die kreative und soziale Initiativen miteinander verbindet, um verlassene Gebäude und Standorte in experimentelle Orte für Kultur und soziale Innovation zu verwandeln. Es ist ein Ort, an dem Ideen zum Leben erweckt werden und die Gemeinschaft eine entscheidende Rolle spielt.
 
Gegründet von Expert:innen aus den Bereichen Kultur & Stadtforschung, begann „Free Riga“ damit, stillgelegte Gebäude für die Bürgerinnen und Bürger Rigas zu öffnen. Diese Gebäude, die oft vergessen und vernachlässigt wurden, wurden zu Orten des sozialen Engagements, der kreativen Zusammenarbeit und der Innovation. „Free Riga“ ermöglicht es Menschen, die im kulturellen Sektor arbeiten, sozial schwache Gruppen zu unterstützen, neue Lösungen zu finden und*oder innovative Projekte voranzutreiben.
 
Die Kraft der Zwischennutzung: mehr als 40.000 qm Leerstand aktiviert!
 
Ein zentrales Element von „Free Riga“ ist das Modell der Zwischennutzung. Mit diesem Ansatz haben sie bereits mehr als 40.000 Quadratmeter leerer Flächen aktiviert. Was aber noch wichtiger ist, sie haben die Bewohner aktiv in die gemeinsame Entwicklung von Bauprojekten und kreativen Quartieren einbezogen.
 
Es ist nicht nur das Ziel, verlassene Gebäude wiederzubeleben, sondern auch Partizipation zu schaffen. Die Bewohner:innen werden zu Mitgestalter:innen und tragen dazu bei, Räume zu schaffen, die öffentlich zugänglich und gesellschaftlich relevant sind. Diese Räume werden zu Orten, an denen Gemeinschaften zusammenkommen, Ideen ausgetauscht werden und Innovation gedeiht.
 
Eine aktive Nachbarschaftsentwicklung
 
„Free Riga“ hat eine beeindruckende Bilanz in der Aktivierung von Räumen und Gemeinschaften. Ihre Projekte sind nicht nur beeindruckend in ihrer Vielfalt, sondern auch in ihrer Bedeutung. Die Aktivierungen von „Free Riga“ schaffen nicht nur Räume für Kunst, Kultur und soziale Initiativen, sondern sie tragen auch zur Revitalisierung von Nachbarschaften bei. Sie bringen Leben in verlassene Ecken der Stadt und machen sie zu lebendigen Zentren des sozialen Wandels.
 
In einer Zeit, in der der soziale Zusammenhalt und die Kreativität mehr denn je gefragt sind, ist „Free Riga“ ein strahlendes Beispiel dafür, wie Gemeinschaft und Innovation zusammenkommen können, um unsere Städte zu transformieren. Sie sind Pioniere einer Bewegung, die zeigt, dass aus verlassenen Orten und vergessenen Räumen in Riga etwas Großartiges entstehen kann, wenn Menschen sich zusammentun, um ihre Visionen zu verwirklichen.
Und es ist eine Erinnerung daran, dass Städte mehr sind als nur Gebäude und Straßen.
Sie sind lebendige Organismen, die von der Kreativität und dem Engagement ihrer Bewohner genährt werden. Man sollte von ihrem Beispiel lernen und daran erinnert werden, dass in unseren Städten ungenutzte Potenziale schlummern, die nur darauf warten, geweckt zu werden. 
Für all das steht „Free Riga“. Das macht es zu einem außergewöhnlichen Projekt und strahlenden Beispiel für die Notwendigkeit und Nachhaltigkeit kultureller Zwischennutzung. 
 
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